Seit Jahren geistert der Begriff der „Artificial Intelligence“, zu deutsch: „Künstliche Intelligenz“, durch die Medien. Was nur allzu oft als Bedrohung für unsere Arbeitsplätze gehandelt wird, könnte ganz im Gegenteil auch den Weg hin zu einer neuen Freiheit weisen.
Wenn Menschen mit dem Schlagwort der „Künstlichen Intelligenz“ (K.I.) konfrontiert sind, besteht eine gute Chance, dass vor ihrem geistigen Auge erst einmal Assoziationen zum Hollywood-Kino auftauchen: Sie denken an bedrohliche Szenarien aus der „Matrix“ oder den traurigen Jungen aus Steven Spielbergs „A.I.“.
Oft werden diese Bilder von der Befürchtung begleitet, dass künstliche Intelligenzen mit dem Fortschreiten der Digitalisierung bzw. der weiteren Automatisierung unserer Wirtschaft viele Menschen den Job kosten könnten. Dem halten Experten wie Chris Boos, Gründer der seit 1995 bestehenden Arago GmbH im Silicon Valley, entgegen: All jene Unternehmen, die in der Vergangenheit Personal gehalten haben, anstatt Mitarbeitende im Sinne kurzfristiger Sparmaßnahmen abzubauen, hätten heute immer noch die Nase vorn. Denn wenn es darum ginge, rasch auf Herausforderungen zu reagieren, dann brauche man einfach zuverlässige Fachkräfte.
Befreiung für neue Aufgaben
Im Grunde jedoch, so Boos, könnte man die Übernahme von Tätigkeiten durch künstliche Intelligenzen auch als eine Befreiung sehen - und daher nur begrüßen. Denn durch die Auslagerung diverser Aufgaben an Algorithmen bzw. Maschinen würden auch Ressourcen frei, und die Menschen könnten sich völlig neuen Herausforderungen widmen. Man darf sich das in etwa so vorstellen wie damals, als die Erfindung der Dampfmaschine oder die Nutzbarmachung der Elektrizität auch neue Arbeitswelten ermöglichten.
Die aktuell anlaufende Entwicklung werde jedenfalls die Notwendigkeit zu einer wichtigen Entscheidung nach sich ziehen: Ob unsere Spezies diese neue Freiheit nutzt, um z.B. das Elend vieler Menschen auf dieser Welt zu verringern - oder doch eher dafür, es sich (in den Industrienationen) gemütlich zu machen, weil unsere Grundversorgung durch „die Roboter“ gesichert ist? Sozusagen der erste Schritt in die Gesellschaftsform der “Idiocracy”, um noch einmal zu Hollywood zurück zu kehren. – “Wir können das selbst entscheiden”, sagt Boos.
Der Algorithmus hat keine Vorurteile
Auch im Recruiting spielt die Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle. So macht es durchaus Sinn, dass in Bewerbungsprozessen Chatbots zum Einsatz kommen, „um Standardfragen zu beantworten, die immer wieder gestellt werden“. Das meint etwa Elke Eller, Präsidentin des deutschen Bundesverbands der Personalmanager, in einem Interview. Andere Stimmen gehen noch viel weiter und zeigen auf, dass z.B. die Auswahl der passenden Kandidatin bzw. des perfekten Kandidaten für einen Job durch die K.I. viel zielsicherer wäre. Nämlich deshalb, weil der Algorithmus völlig vorurteilsfrei agiert, was dem Menschen eben nicht möglich ist.
Da in einer ersten Welle der Ausbreitung Künstlicher Intelligenzen durchaus damit zu rechnen ist, dass Menschen ihren Job verlieren - gerade jene in einfachen Tätigkeiten -, muss sich auch die Politik frühzeitig mit dem Thema beschäftigen. Auch das in der Schweiz immer wieder kontrovers diskutierte Thema eines bedingungslosen Grundeinkommens könnte in diesem Zusammenhang in einem neuen Licht erscheinen.