Sind Arbeitgeber-Bewertungsportale Fluch oder Segen? Drei Tipps für den richtigen Umgang.
Ob es um die Buchung eines Hotels, einen Restaurantbesuch oder einen Facharzt geht – Online-Bewertungsplattformen haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Heute gehört es fast zum Standard, sich mithilfe von Erfahrungsberichten anderer ein umfassenderes Bild von Dienstleistern und Produkten zu machen. Arbeitgeber-Bewertungsplattformen wie kununu haben dazu beigetragen, dass sich diese Praxis auch auf das Berufsleben ausgeweitet hat. Derzeit sind mehr als 765’000 Unternehmen auf kununu vertreten, die insgesamt 2,9 Millionen Bewertungen erhalten haben.
Inzwischen leisten die öffentlich einsehbaren Feedbacks von Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Image von Unternehmen als Arbeitgeber. Nicht selten verzeichnen die Profile grosser Firmen Klickzahlen im Millionen-Bereich. Doch auch KMUs erhalten beträchtliche Aufmerksamkeit und müssen bei negativen Bewertungen um ihre Konkurrenzfähigkeit am Arbeitgebermarkt fürchten. Allerdings werden weniger als zehn Prozent der auf kununu veröffentlichten Bewertungen vom entsprechenden Arbeitgeber kommentiert. Nachfolgend drei Tipps für einen besseren Umgang mit kununu und Co.
1. Negatives Feedback nicht unkommentiert lassen
Ob aus Zeitgründen oder Unsicherheit, in welche Richtung die Stellungnahmen sich inhaltlich orientieren sollten – Fakt ist, dass eine grosse Mehrheit der Bewertungen von Arbeitgebern nicht kommentiert werden. Dadurch laufen Unternehmen nicht nur Gefahr, potenziellen Bewerbern zu suggerieren, keine Gegenargumente parat zu haben. Auch sollten sich Unternehmen vergegenwärtigen, dass Arbeitgeberstatements genauso sichtbar sind wie die Bewertungen selbst. Ins Positive gewendet bedeutet das, dass kununu und Co. trotz negativer Kommentare einen idealen Rahmen bilden, um mit Höflichkeit und klaren Argumenten positive Statements zu setzen, die einen Gegenpol zum geäusserten Negativ-Feedback bilden.
2. Mit Fakten punkten
Für potenzielle Bewerber ist es ernüchternd, auf einem Profil mehrmals das gleiche Statement zu lesen. Trotzdem wenden viele Unternehmen diese Praxis an und beantworten einen Grossteil oder gar sämtliche Feedbacks mit sich wiederholenden Standard-Floskeln à la „Danke – wir nehmen Ihr Feedback ernst“. Bei knappen Bewertungen mit gar keinem oder wenig inhaltlichem Input kann das eine akzeptable Lösung sein, nicht jedoch, wenn seitens des Mitarbeiters klare Kritikpunkte mit negativer Aussenwirkung vorgebracht wurden. Hier sollten sich Unternehmen bewusst fragen, welche Gegenargumente angeführt werden können. Sprich: Wenn der Arbeitgeber um seine möglichen Schwachpunkte weiss und an diesen arbeitet, sollte er unbedingt die Chance nutzen, darüber eine selbstbewusste Kommunikation zu führen. Dass in keinem Unternehmen alles rund laufen kann, dürfte jedem Bewerber klar sein – doch der Umgang damit macht den feinen Unterschied. Darüber hinaus gilt: Nicht jedes Feedback muss der Wahrheit entsprechen. Wird ein Arbeitgeber mit einer Anschuldigung konfrontiert, die sich faktenbasiert widerlegen lässt, sollte dies unbedingt getan werden.
3. Die eigenen Mitarbeitenden zu Botschaftern machen
Es bietet sich gleich aus mehreren Gründen an, die Mitarbeitenden darum zu bitten, das Unternehmen zu bewerten. Zum einen zieht eine höhere Anzahl von Feedbacks den Bewertungsschnitt (in Sternen/Zahlen) meist nach oben. Zum anderen kann so dem Phänomen entgegengewirkt werden, dass Bewertungen in der Regel eher von Personen vorgenommen werden, die einen negativen Eindruck hatten. Denn das Bedürfnis, seinem Ärger Luft zu machen, ist meist grösser als das Bedürfnis, einfach mal ein Lob auszusprechen. Nicht zuletzt zahlt diese Vorgehensweise auch positiv auf das Thema Mitarbeiterbindung ein, denn schliesslich haben Unternehmen ohnehin ein Interesse daran, von den Befindlichkeiten ihrer aktuellen Mitarbeitenden zu erfahren.