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Immer digital erreichbar? So entziehen Sie sich

Veröffentlicht am 08.02.2021
Immer digital erreichbar? So entziehen Sie sich
Smartphone, Tablet und Laptop stellen die jederzeitige Erreichbarkeit sicher. Eine Flut von Informationen, schnelle und wechselnde Anforderungen und das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen, fordern die Gesundheit heraus. Das gilt für typische Körperhaltungen ebenso wie für die Augen, das Gehirn und die Seele. Digital Detox heisst das neue Zauberwort, das helfen soll, dass wir uns vom Digitalen entgiften und den Stress reduzieren. 
Digitale Erreichbarkeit und die Angst etwas zu verpassen 
Wollen wir etwas wissen, fragen wir Google & Co. Möchten wir uns verabreden, tun wir das über WhatsApp. Filme und Musik streamen wir online - willkommen in der schönen digitalen Welt. Wer kann, geniesst es in Massen. Doch die Zahl derer, die Panikattacken bekommen, sobald der Akku des Smartphones leer ist, steigt. Schliesslich könnte etwas Wichtiges passieren, und so wird die Angst, etwas zu verpassen, zur psychischen Belastungsprobe. Dafür gibt es sogar einen Namen: FOMO, das für "fear of missing out" steht. Das alles erzeugt nicht nur Stress, sondern bringt Körper, Geist und Seele aus dem Gleichgewicht. Manche Menschen sind so auf das Smartphone, sei Klingeln, Blinken und Summen, konditioniert, dass selbst dann der Griff zum Handy erfolgt, wenn es stumm bleibt. Digital Detox soll helfen, Betroffene vor dem digitalen Burnout zu retten. 
 
Ständige Erreichbarkeit im Job 
Tatsächlich können sich Mitarbeiter im Job nicht ohne Weiteres auf die gesetzlichen Arbeitszeitregelungen berufen. Die gibt es nicht ohne Grund, denn Arbeitnehmer sollen die Möglichkeit haben, sich auszuruhen, um die Qualität der Arbeitsleistung zu sichern sowie Fehler, Unfälle und krankheitsbedingte Ausfälle zu vermeiden. Durch die digitale Technik und die damit verbundene Erreichbarkeit verschwimmen Arbeitszeiten und Ruhephasen. Das gilt gleichermassen für Selbstständige, die immer häufiger auch ausserhalb der Geschäfts- und Arbeitszeiten für ihre Kunden erreichbar sein müssen oder wollen. Das Handy ist immer dabei, sodass die Kontaktaufnahme zu jeder Zeit möglich ist. 
 
Viele Vorgesetzte sind sich nicht im Klaren darüber, was sie ihren Mitarbeitern mit der dauernden digitalen Erreichbarkeit antun. Ja sie gehen sogar davon aus, dass das kein relevantes Thema ist. Umgekehrt sind es auch viele Beschäftigte, die sich freiwillig in diese Situation begeben. Dass berufliche E-Mails oftmals abends gelesen und bearbeitet werden, kriegt die berufliche Umgebung nicht wirklich mit. 
 
Wie Sie sich der digitalen Erreichbarkeit entziehen 
Was also können Arbeitgeber und Arbeitnehmer tun, um die digitale Erreichbarkeit zu reduzieren? 
 
1. Erwartungen seitens der Arbeitgeber klären 
Arbeitnehmer sind oftmals verunsichert, weil sie nicht genau wissen, was Arbeitgeber von ihnen in Bezug auf die Erreichbarkeit erwarten. Deshalb ist es wichtig, die Erwartungen seitens des Arbeitgebers zu klären. Dafür gibt es beispielsweise Betriebsvereinbarungen, in denen die Erreichbarkeit schriftlich formuliert werden kann. In kleineren Unternehmen sind diesbezüglich Regelungen in kleineren Einheiten, zum Beispiel zwischen einzelnen Teams, möglich. Vorgesetzte sollten ihr eigenes Verhalten überdenken. Wer als Chef sonntags E-Mails verschickt, sollte sich mit der Wirkung auf die Mitarbeiter auseinandersetzen, die sich zu ähnlichem Handeln verpflichtet fühlen könnten. 
 
2. Überlastung durch digitale Erreichbarkeit vermeiden 
Dass nach Feierabend noch Telefongespräche geführt und E-Mails geschrieben werden, kann auch an einer schlechten Arbeitsorganisation liegen. Ein möglicher Grund ist, dass das Arbeitspensum so hoch ist, dass es nicht möglich ist, es in der regulären Arbeitszeit zu bewältigen. Arbeitgeber sollten dieses Problem erkennen und entsprechende Massnahmen ergreifen. Dann ist es wichtig, die Menge der Aufgaben an die vorhandenen Mitarbeiter anzupassen, die Aufgaben gegebenenfalls neu zu verteilen oder neue Mitarbeiter einzustellen, um eine fortdauernde Überlastung zu vermeiden. Das gilt übrigens auch für Selbstständige, die beispielsweise mithilfe von Zeitmanagement und mehr Achtsamkeit sich selbst gegenüber der Arbeitszeit auf ein erträgliches Mass reduzieren sollten. 
 
3. Legen Sie einen Offline-Tag ein 
Zelebrieren Sie mehr Achtsamkeit sich selbst gegenüber, zum Beispiel durch einen digital-freien Tag. Das bedeutet, dass Sie sämtliche digitalen Geräte nicht auf Standby-Modus schalten, sondern sie ganz abschalten. Verbannen Sie die Geräte in einen Raum, den Sie nicht betreten. Damit erzielen Sie zweierlei: Sie bekommen ein Gefühl für die digitale Abhängigkeit, die mehr oder weniger ausgeprägt ist. Andererseits gibt Ihnen ein digital-freier Tag die Möglichkeit, sich um sich, Ihre Familie und Freunde zu kümmern oder Dinge zu tun, die Sie seit langem nicht mehr getan haben, aber schon immer tun wollten.