Plattformen wie Xing oder LinkedIn vernetzen die Geschäftswelt. Was bedeutet das für Jobsuchende?
Von Laetitia Dacorogna*
Viele Stellensuchende sehen ein Inserat, verfassen ein Bewerbungsschreiben und senden es mit Lebenslauf, Diplomen und Zeugnissen ein. So verläuft seit Jahren die klassische Jobsuche. Mit Social-Media-Plattformen kehren Sie den Rekrutierungsprozess um. Nicht Sie melden Interesse an einer Firma an, sondern eine Firma kontaktiert Sie – sofern Sie interessant sind. Der Hauptvorteil ist: Sie vermarkten sich durch Ihr Profil selber und steigern so die Chance, genau auf Sie abgestimmte Jobangebote zu erhalten.
Nicht nur Rekrutierende werden durch Ihre Social-Media-Präsenz auf Sie aufmerksam. Sie erscheinen auch auf dem Bildschirm Ihrer Bekannten. Bei der Durchsicht Ihres Profils erinnern sie sich an Ihre Kompetenzen und empfehlen Sie vielleicht für eine vakante Stelle in deren Unternehmen.
Ohne eine professionelle Eigenvermarktung werden Sie aber auch auf XING oder LinkedIn nicht auffallen. Zwingend ist ein Profilbild: Ohne Foto klicken deutlich weniger User auf Ihr Profil. Wichtig ist auch die Beschreibung. Nutzen Sie die Schlüsselwörter-Funktion: Damit ein Arbeitgeber abschätzen kann, ob Sie die Anforderungen einer Vakanz erfüllen, müssen Ihre Fähigkeiten auf einen Blick sichtbar sein. Seien Sie daher transparent und zeigen Sie Ihren Werdegang auf. Firmen suchen anhand von Keywords nach passenden Kandidaten. Führen Sie also wirklich alle Kenntnisse auf, die Sie aus Ihrer Laufbahn sowie aus Aus- und Weiterbildungen mitbringen. Vermeiden Sie lange Sätze und orientieren Sie sich an den Vorschlägen, die im Suchfeld der Plattformen erscheinen.
Folgen Sie Unternehmen aus Ihrer Branche, um auf dem neusten Stand zu sein – und womöglich als erste Person mitzubekommen, wenn eine Vakanz kommuniziert wird. Auch die Mitgliedschaft in Gruppen ist hilfreich. Teilen Sie Beiträge aus einem Fachgebiet, in dem Sie sich auskennen. Sie profitieren in Gruppen auch von den Informationen anderer Mitglieder. Überlegen Sie vor einem Posting aber lieber zweimal: Ein Beitrag, der Sie in ein schlechtes Licht rücken könnte, wird von findigen Personalverantwortlichen früher oder später entdeckt. Vermeiden Sie also Kommentare und Posts über Themen, die negativ polarisieren.
Ihr Profil muss klar zeigen, wo Ihre beruflichen Interessen liegen. Suchen Sie den Einstieg in einen neuen Bereich? Dann machen Sie dies auf Ihrem Profil sichtbar, sofern Sie offiziell auf Stellensuche sind. Halten Sie in jedem Fall Ihr Profil aktuell. Rekrutierer achten insbesondere auf die Aktivitätsrate. Liegt diese Rate bei XING beispielsweise bei 0 Prozent, werden Sie seltener angeschrieben – man geht davon aus, dass Sie auf eine Anfrage nicht reagieren. Eine Aktivitätsrate von 100 Prozent kann umgekehrt auch problematisch sein. Ihr jetziger Arbeitgeber könnte auf die Idee kommen, dass Sie aktiv auf Stellensuche sind. Wägen Sie deshalb ab, welche Signale Sie öffentlich senden.
Social-Media-Plattformen sind dazu da, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Es reicht nicht, wahllos Kontakte zu sammeln. Gehen Sie strategisch vor: Welche Personen möchten Sie als Referenz in Ihren Kontakten haben? Nutzen Sie gute Gelegenheiten, um Kontakt aufzunehmen – etwa wenn die Plattform vermeldet, dass eine Bekannte befördert wurde oder ein Kollege Geburtstag feiert.
Viele Stellen werden heute über den verdeckten Arbeitsmarkt vergeben – sie werden nicht mehr ausgeschrieben, weil sich Kandidaten über soziale Netzwerke finden. Falls Sie nun glauben, dass Sie kein soziales Netz besitzen, ist dies ein Irrtum: Spätestens nach dem Einrichten eines Profils merken Sie, wie viele Leute aus Ihrem Umfeld auch auf Social Media sind. Je regelmässiger Sie sich dort aufhalten, umso grösser wird Ihre Reichweite. Bekannte, Freunde oder Kollegen sind wertvolle Kontakte. Sie können Interesse bei Arbeitgebern wecken und Ihnen aus erster Hand die Kultur oder Strategie einer Firma näher bringen.
Unternehmen schaffen heutzutage oft Stellen anhand von interessanten Profilen. Dabei handelt es sich um Jobs, die die Firma im ursprünglichen Personalbedarf gar nicht eingeplant hatte. Mit ein bisschen Geduld öffnen sich ungeahnte Türen. Bevor Sie wissen, dass Sie empfänglich sind für eine neue Herausforderung, kann Ihr soziales Netzwerk der Schlüssel zum beruflichen Erfolg sein.
*Die HR-Expertin Laetitia Dacorogna ist Co-Autorin des Buches „Stellensuche mit Erfolg. So bewerben Sie sich heute richtig“. Soeben ist die 15. Auflage erschienen, erweitert um das Themenfeld der digitalen Trends und der Stellensuche über Social Media.
Bildquelle: Thinkstock