Was ist Volition?
Der Begriff der Volition - auf Deutsch: Umsetzungsstärke oder Willenskraft - ist ein Begriff aus der Psychologie. Er beschreibt einen Prozess der Selbststeuerung, durch den Menschen die Fähigkeit gewinnen, ihre Ideen, Absichten, Wünsche und selbstgesteckten Ziele trotz Handlungsbarrieren und Widerstände in die Praxis umzusetzen. Volition wird aus diesem Grund auch als Umsetzungskompetenz bezeichnet. Weitere Synonyme sind Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen, Entschlossenheit oder Zielstrebigkeit - kurz: ein "eiserner Wille" oder "Biss". Volitionale Strategien beruhen auf der Verbindung von hoher Aufmerksamkeit mit beharrlicher Anstrengung. Das Gegenteil von Volition ist Willensschwäche.
Beispiele für Volition
Volition kommt beispielsweise in den folgenden Szenarien zum Tragen:
- Jemand möchte aufhören zu rauchen, hat mit der Gier nach Nikotin jedoch hart zu kämpfen. Um ihre Sucht zu überwinden, benötigen ehemalige Raucher im Schnitt 66 Tage - ohne Willensstärke wären sie nicht fähig, über diesen Zeitraum durchzuhalten.
- Ohne kontinuierliche Leistungsverbesserung würden Athleten nicht schaffen, einen Wettkampf zu gewinnen. Volition sorgt dafür, dass sie dauerhaft die Motivation dafür besitzen,
- Menschen neigen dazu, unvernünftige Dinge tun und sich dabei gut zu fühlen. Dabei kann es sich um spontane - und zu teure - Käufe und viele andere Dinge handeln. Volition versetzt uns in die Lage, unsere Impulse kognitiv zu kontrollieren.
Volition als entscheidender Erfolgsfaktor
Psychologen, Managementwissenschaftler und Vertreter anderer wissenschaftlicher Disziplinen sind sich darüber einig, dass Volition der entscheidende Erfolgsfaktor ist, um unsere Ziele zu erreichen. Dabei geht es nicht nur um die Tatsache, etwas zu wollen, sondern um den Wirkungsgrad des Wollens - der deutsche Psychologe Narziss Kaspar Ach hatte Volition bereits im Jahr 1910 in dieser Form beschrieben. Heute steht ausser Frage, dass Beharrlichkeit und Willenskraft für das Erreichen selbstgesteckter Ziele wesentlich wichtiger sind als Intelligenz, da sie ermöglichen, Zweifel, Unlust, Zielkonflikte und andere Handlungsbarrieren zu überwinden.
Motivation versus Volition - wo sind die Unterschiede?
Motivation und Volition sind eng verwandt - ohne Motivation kann auch keine Volition zustande kommen. Motivation ist der erste Schritt zur Willensbildung - sie befähigt uns, Ziele zu entwickeln. Die Planung von Handlungen zur Zielerreichung sowie deren praktische Umsetzung werden dagegen massgeblich von Volition getragen. Für die Ausbildung von Volition sind zwei wesentliche Stärken von Bedeutung:
- Umsetzungsstärke motiviert uns, eine Idee oder ein Vorhaben in die Praxis umzusetzen. Allein auf der Grundlage von Wissen und Ideen wären beispielsweise keine Innovationen möglich.
- Durchhaltewillen befähigt uns, Trägheit oder Ablenkungen zu überwinden. Er ist das Gegenteil der sogenannten Prokrastination, die dazu führt, dass Handlungen immer wieder aufgeschoben werden.
Von der Motivation zur Handlung: Das Rubikon-Modell
Zur Abgrenzung von Motivation und Volition haben die Motivationspsychologen Heinz H. Heckhausen und Peter M. Gollwitzer das sogenannte Rubikon-Modell entwickelt. Es teilt jede Handlung in insgesamt vier Phasen ein, die von der Motivation bis zum Ergebnis führen: In der prädezisionalen (vor einer Entscheidung liegenden) Phase entwickeln wir Ziele und wägen die Chancen und Risiken für eine erfolgreiche Zielerreichung ab. Dieser Phase von Handlungsprozessen liegt Motivation zugrunde. Planen (die präaktionale Phase), Handeln (die aktionale Phase) und Ergebnisbewertung (die postaktionale Phase) basieren dagegen auf Volition. Wenn sie fehlt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Handlungen zu keinem Ergebnis führen, sondern abgebrochen werden. In der postaktionalen Phase geht es vor allem darum, aus dem Gesamtprozess zu lernen, um das gelernte später auf zukünftige Handlungen zu lernen - auch hieraus können wesentliche Erfolgstreiber resultieren.
Volition trainieren - mit fünf Schlüsselkompetenzen
Der Fähigkeit zur Volition liegen insgesamt fünf Schlüsselkompetenzen zugrunde, die Sie aktiv trainieren können:
1. Fokussierung und Priorisierung
2. Mentale Stärke
3. Selbstvertrauen
4. Selbstdisziplin
5. Problemlösungskompetenz.
WEGE, SMART und WOOP - Methoden für eine effektive Zielerreichung
Um Resultate zu erbringen und dabei Volition zu entwickeln, benötigen Sie klare Vorstellungen darüber, welche Ziele Sie auf welche Art und Weise erreichen wollen. Hierbei können Ihnen einige bewährte Methoden helfen.
Ihre Volition stärken Sie beispielsweise durch die WEGE-Methode:
W Wirklich wollen - prüfen Sie Ihre Motivation zur Zielerreichung.
E Einfach halten - zu komplizierte Ziele verstellen den Blick darauf, was Sie erreichen wollen.
G Ganz verschreiben - machen Sie ein wirklich wichtiges Ziel zu Ihrer Top-Priorität.
E Eins nach dem anderen - konzentrieren Sie sich jeweils nur auf ein wesentliches Ziel.
Mit der SMART-Methode formulieren und strukturieren Sie Ihre Ziele:
S Spezifisch
M Messbar
A Attraktiv
R Realistisch
T Terminiert.
Die WOOP-Strategie ist mit der SMART-METHODE eng verwandt. Sie besteht aus den folgenden Schritten:
W Wish - Welchen Herzenswunsch möchten Sie realisieren?
O Outcome - Visualisieren Sie das Ergebnis. Welche positiven Konsequenzen ergeben sich daraus?
O Obstacle - Welche Hindernisse stehen der Zielerreichung bisher im Weg?
P Plan - Planen Sie, wie Sie solche Barrieren überwinden können.
Übrigens spricht nichts dagegen, wenn Sie sich hochgesteckte Ziele setzen - und zwar auch dann, wenn Sie der Meinung sind, dass Ihnen die Fähigkeiten, sie zu erreichen, vorerst noch fehlen. Volition ermöglicht Ihnen, solche Grenzen zu überwinden.