Sidepreneur - so entwickeln Sie Ihr eigenes Geschäft neben dem Beruf
Veröffentlicht am 17.05.2021
Viele Arbeitnehmer würden sich gerne selbstständig machen, um ihr eigener Chef zu sein und ihre Tätigkeiten selbst zu gestalten, scheuen aber das Risiko. Als Sidepreneur können Sie dieses Risiko minimieren, denn Sie gehen einfach weiter Ihrem Beruf nach und machen sich zunächst nur nebenbei selbstständig. Wir erklären Ihnen die Besonderheiten und zeigen Wege auf, wie Sie den Schritt bewerkstelligen können.
Was genau ist ein Sidepreneur?
Sidepreneur ist ein Kunstwort aus dem englischen Begriff "side" für "Seite" und dem französischen "entrepreneur" für "Unternehmer". Die unternehmerische Tätigkeit läuft also "auf der Seite" ab, neben der bisherigen Arbeit im Angestelltenverhältnis. Der grosse Vorteil ist: Sie können Ihre Geschäftsidee ausprobieren und auf Erfolg testen, behalten aber gleichzeitig Ihr sicheres Einkommen.
Sie werden sehen, wie viele neue Verantwortlichkeiten und Arbeitsbereiche mit einem Sidepreneurship auf Sie zukommen, selbst wenn Sie Ihr Unternehmen in der gleichen Branche gründen, in der auch Ihr Hauptberuf angesiedelt ist. Aufgaben und Entscheidungen, die sonst Ihren Vorgesetzten vorbehalten sind, müssen Sie nun selbst erledigen. Neben rein fachlichen müssen Sie sich auch mit administrativen und organisatorischen Tätigkeiten beschäftigen. Dafür können Sie aber Ihr Tempo selbst bestimmen und mit verschiedenen Strategien experimentieren, um Ihr Geschäft zu entwickeln.
Das sind die Herausforderungen
Ein Sidepreneur macht häufig sein liebstes Hobby zum Beruf. Von dieser Sache ist er durchdrungen und gänzlich überzeugt, so dass ihm eine intensive Beschäftigung damit nicht wie Arbeit vorkommt. Er nutzt seine Freizeit für das Sidepreneurship, bildet sich weiter, sucht neue Kontakte und Vertriebswege. Charakteristisch für einen Sidepreneur ist auch, dass er sich in der Regel alleine selbstständig macht, ohne Partner oder Mitarbeiter - man spricht dann auch von "Solopreneur".
Nimmt der Erfolg zu, werden vielleicht Mitarbeiter eingestellt oder bestimmte Verantwortungs- und Arbeitsbereiche ausgelagert, beispielsweise die Buchhaltung und Steuererklärung. Dann wird aus dem Sidepreneur nach und nach eine Führungskraft. Bevor Sie jedoch versuchen, aus Ihrem Hobby oder einer anderen Tätigkeit Kapital zu schlagen, sollten Sie die Vor- und Nachteile eines Sidepreneurship genau abwägen.
Die Vorteile
Als Sidepreneur wählen Sie eine Aufgabe, die Ihnen liegt und zusagt. Das sorgt für Zufriedenheit in der Nebenbeschäftigung. Durch das Einkommen aus Ihrem Hauptberuf sind Sie finanziell abgesichert und müssen sich um Lebenshaltungskosten, Miete und andere Ausgaben keine Sorgen machen. Das unternehmerische Risiko bleibt dadurch relativ gering. Sollten Sie scheitern, belassen Sie es einfach bei der Erfahrung oder versuchen es erneut.
Die Zeit, die Sie für Ihr Sidepreneurship aufwenden, können Sie sich selbst einteilen. Sie setzen Ihre Ideen nach Ihren Vorstellungen um, beschreiten eigene Wege und warten ab, wie sich die Dinge entwickeln. Eventuell machen Sie neue Erfahrungen und eignen sich neue Fähigkeiten an, die Ihnen auch in Ihrem Hauptberuf nützlich sind.
Tritt der erhoffte Erfolg ein, sind Sie zusätzlich abgesichert, falls Ihr Hauptjob gefährdet ist. Oder Sie drehen den Spiess um, machen Ihr Sidepreneurship zum Haupterwerb und arbeiten in Ihrem angestammten Beruf nur noch in Teilzeit.
Die Nachteile
Sie werden kaum noch freie Zeit haben, denn diese müssen Sie in Ihr Sidepreneurship investieren - sei es nach Feierabend oder am Wochenende. Wenn Sie Familie haben, sollten Sie gut überlegen, wie viel Zeit dann noch für sie bleibt. Gleiches gilt für Freundschaften, Vereinsbekanntschaften und alle anderen sozialen Kontakte.
Es kann auch passieren, dass Ihre Freunde sich von Ihnen distanzieren, weil sie Sie für einen Workaholic halten, der keine freie Minute mehr kennt. Oder - wenn Sie Erfolg haben - weil plötzlich Neid über das zusätzlich verdiente Geld aufkommt.
Was Sie für einen Sidepreneur mitbringen sollten
Unabhängig von der Branche, in der Sie Ihr kleines Start-up gründen möchten, sollten Sie als Sidepreneur einige spezifische Eigenschaften mitbringen, die für einen nachhaltigen Erfolg unerlässlich sind. Dazu zählen:
1. Eine Vision: Sie brauchen eine erstklassige Idee, sprich: Sie bieten am Markt ein völlig neues Produkt oder eine zuvor unbekannte Dienstleistung an bzw. verbessern etwas Vorhandenes so, dass es auch einzigartig wird.
2. Ausdauer: Ein langer Atem ist enorm wichtig, damit Sie die Doppelbelastung aus normalem Beruf und Nebentätigkeit als Unternehmer aushalten. Sie dürfen sich auch nicht von einer langsamen Entwicklung oder Stagnation bei Ihrem eigenen Projekt entmutigen lassen.
3. Selbstmotivation: Ihre Vorgaben erfüllen sich manchmal nicht, weil plötzlich ein Kunde abspringt, weil eine Software nicht die gewünschten Ergebnisse liefert oder eine Marketingmassnahme überarbeitet werden und besser an der Zielgruppe ausgerichtet werden muss. In solchen Sitationen sollten Sie genügend Kraft und Energie aufbringen können, um sich selbst zu motivieren und weiterzumachen. Bis sich Ihr Business finanziell trägt oder sogar Gewinne abwirft, dauert es eine geraume Zeit.
4. Zeitmanagement: Wenn Sie neben Hauptberuf und Sidepreneurship auch Zeit für Familie, Freunde und Bekannte übrig haben wollen, müssen Sie für ein gutes Zeitmanagement sorgen. Das heisst, sämtliche Termine und Verabredungen sind straff zu organisieren. Für Spontaneität bleibt oft kein Raum, aber das ist ein Preis, den Sie für Ihr Wunschprojekt zahlen müssen.
5. Wissen über eigene Stärken und Schwächen: Sie müssen Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, Sie sollten sich aber auch nicht überschätzen. Nehmen Sie sich Zeit für eine Selbstanalyse und gehen Sie Ihre Stärken und Schwächen durch. Sie sollten das ruhig schriftlich auf Papier in einer Liste gegenüberstellen. Für die Schwachpunkte können Sie sich dann später vielleicht gezielt Unterstützung suchen.