Ein Workaholic ist kein Vorbild
In höheren Managementetagen geniessen Workaholics keinen guten Ruf. Wer auf Dauer unerreichbare Standards setzt, sich unregelmässig oder ungesund ernährt, keine ausreichenden Erholungszeiten einhält und kein Privatleben kennt, lebt ein schlecht balanciertes und krankheitsförderndes Leben. Das führt mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu, dass man früher oder später nicht mehr liefern kann und die Leistung in den Keller fällt - oder dass das Karriere-Aus im Burnout gipfelt. Zur Nachahmung ist das kaum geeignet! Also, was können Sie konkret tun, um nicht unter einem Workaholic-Chef zu leiden?
1. Was tun die anderen?
Wie äussern sich Ihre Teamkollegen über die Arbeitswut Ihres Chefs? Wie gestalten sie ihre eigenen Arbeitszeiten? Wie fühlen sie sich damit? Wie ist das Arbeitsklima? Ihren Chef werden Sie so schnell nicht ändern können. Aber Sie können herausfinden, wer ausser Ihnen noch unter dem hohen Druck leidet. Das reduziert den eigenen und nimmt das Gefühl, man sei selbst das schwächste Glied der Kette. Übrigens: Auch manche Kollegen, die wie der Chef zweihundert Prozent geben, tun das vielleicht nicht, um Sie auszustechen. Möglicherweise haben sie genau wie Sie Angst davor, als ineffizient zu gelten. In diesem Fall sind sie keine Konkurrenten, sondern potenzielle Verbündete, wenn es darum geht, eine gesundheitsfördernde Arbeitsmoral aufrecht zu erhalten.
2. Die eigenen Leistungen im Blick behalten
Machen Sie in Ihrer regulären Arbeitszeit einen guten Job? Erledigen Sie Ihre Aufgaben zügig, gewissenhaft und effizient - vielleicht sogar motiviert und mit Spass an der Arbeit, wenn da nicht der ständige Druck wäre? Dann gibt es eigentlich nichts zu verbessern. Sich darüber im Klaren zu sein, dass es an der eigenen Arbeitsmoral und Leistung wenig auszusetzen gibt, ist eine wichtige Voraussetzung, um nicht selbst in die Workaholic-Falle zu tappen.
3. Bleiben Sie konstruktiv!
Druck erzeugt Gefühle von Ohnmacht und Ärger. Wut zu schieben, die Faust in der Tasche zu ballen, hinter dem Rücken Ihres Chefs zu lästern oder sich selbst mit Bummelstreiks auf Kosten des Teams zu entlasten, löst überhaupt keine Probleme, sondern schafft zusätzliche. Machen Sie sich klar, dass Sie nach konstruktiven Wegen suchen, um Ihre Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten. Sie wollen nicht wirklich das Arbeitsklima vergiften.
4. Weisen Sie unrealistische Ansprüche zurück
In einem festgelegten Zeitraum kann auch bei optimaler Motivation und Leistungsbereitschaft nur eine begrenzte Anzahl von Aufgaben erledigt werden. Selbst dann, wenn Überstunden geschoben werden. Wenn Ihr Chef Ihnen oder Ihrem Team ständig zu viel aufbürdet, schätzt er die vorhandenen Ressourcen möglicherweise nicht richtig ein. In diesem Fall müssen Sie ihm taktvoll klar machen, dass seine Erwartungen unrealistisch sind. Versuchen Sie aber unbedingt, etwas Konstruktives beizusteuern - zum Beispiel Vorschläge zur Priorisierung, zum Outsourcing oder zu einer effektiveren Aufgabenverteilung.
5. Was erwartet Ihr Chef? Finden Sie es heraus!
Ist Ihr Vorgesetzter wirklich davon überzeugt, jeder in seinem Team müsse auch ein Workaholic sein? Sehr oft ist das gar nicht der Fall. Wenn Fristen pünktlich eingehalten werden, Mitarbeiter bei grösseren Projekten auch zur Mehrarbeit bereit sind und die Arbeit ansonsten wie am Schnürchen läuft, sind viele Vorgesetzte schon zufrieden. Teambesprechungen sind eine gute Gelegenheit, ein kurzes Feedback einzuholen. Ist Ihrem Chef oder Ihrer Firma ein Projekt besonders wichtig? Dann sollten Sie kompromissbereit sein und auch - vorübergehend! - ein höheres Arbeitspensum in Kauf nehmen.
6. Ihre Gesundheit steht im Vordergrund
Sie müssen auch langfristig psychisch und körperlich gesund, leistungsfähig und motiviert bleiben. Dazu sind Ruhe- und Erholungszeiten, ein soziales Leben ausserhalb des Arbeitsplatzes und befriedigende Freizeitaktivitäten nötig. Wenn Ihre Arbeit Ihnen für all das keine Zeit lässt, liegt es an Ihnen, Lösungen zu finden, bevor Ihre Gesundheit Schaden nimmt. Das kann Änderungen in Ihrer Arbeitsweise, Ihrer Aufgabenplanung oder Ihrem Zeitmanagement bedeuten - und manchmal sogar einen Wechsel des Arbeitgebers oder der Branche, wenn es gar nicht anders geht.