Wer in den ersten Jahren des Berufslebens von Arbeitslosigkeit betroffen ist, wird diese Belastung nicht mehr los. Eine Studie aus 2018 zeigt, dass auch Jahrzehnte später der Gesundheitszustand von Betroffenen signifikant schlechter als der Durchschnitt ist.
Ein Jobverlust stellt für Betroffene eine außergewöhnliche Belastung dar. Abgesehen davon, dass sich der Verlust des Arbeitsplatzes nicht unbedingt abzeichnet, geht es dabei um eine existentielle Bedrohung. Selbst wenn der oder die Arbeitslose fürs Erste auf ein finanzielles Polster zurückgreifen kann, stellen sich eher bald Fragen wie: Kann ich die Miete oder meine Kreditrate bezahlen – und wie lange noch? Lässt sich mein Lebensunterhalt mit dem Arbeitslosengeld und allfälligen weiteren Unterstützungen der öffentlichen Hand finanzieren? Worauf muss und kann ich sofort verzichten? Und kann ich das von meinen Kindern, meinem Partner ebenfalls verlangen?
Frühe Arbeitslosigkeit macht krank
Wie groß – und nachhaltig – diese Belastung auf das Individuum wirkt, hat 2018 eine Studie untersucht. Dafür haben Wissenschaftler aus Deutschland, England und der Ukraine zusammengearbeitet. Im Mittelpunkt stand vor allem die Frage, wie sich ein Jobverlust (relativ) am Beginn des Arbeitslebens auswirkt, etwa in den ersten zehn Jahren. Dazu untersuchten die Studienleiter Gesundheitsdaten aus ganz Europa, die 2008/09 erhoben wurden. Einige tausend Personendaten von über 50-Jährigen wurden berücksichtigt.
Dabei zeigte sich, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, denen dieses Schicksal widerfahren ist, zum Zeitpunkt der geführten Interviews in einem signifikant schlechteren Gesundheitszustand waren. Und das noch Jahrzehnte nach dieser Erfahrung. Die Tatsache, bereits in einem frühen Karrierestadium die schwierige Erfahrung der Arbeitslosigkeit gemacht zu haben, wirkte sich in dieser Hinsicht so aus, als ob fünf Jahre an Aus- bzw. Weiterbildung fehlten. Damit ist gemeint, dass eine niedrigere Qualifizierung gemeinhin zu schlechteren und weniger gut bezahlten Jobs führt und in der Folge auch die Gesundheitsvorsorge und -versorgung auf einem niedrigeren Level erfolgen.
Jugendarbeitslosigkeit als Gefahr für die Gesellschaft
Die Forscher betonen zudem, dass für ihre Studie bereits im Vorfeld krankheitsbedingte Jobverluste ausgesiebt wurden. Auch mache es keinen Unterschied, ob die Betroffenen aufgrund eigener Verfehlungen entlassen oder z.B. wegen einer Werksschließung arbeitslos wurden. Die Belastung ist auch für Letztere enorm.
Zudem stellt die Studie fest, dass Untersuchungen in Großbritannien und Schweden diese Ergebnisse bestätigen. So führe eine steigende Jugendarbeitslosigkeit dazu, dass sich innerhalb der Bevölkerung der körperliche und psychische Gesundheitszustand statistisch verschlechtert. Es herrsche in der Folge insgesamt eine geringere Lebenszufriedenheit vor.
Die Ergebnisse sind beeindruckend und zeigen, wie bedeutend nicht nur die Hilfestellung für Arbeitslose ist, sondern auch und gerade die Prävention von Arbeitslosigkeit.