Zeitlich unabhängig arbeiten, und das egal von welchem Punkt des Globus aus: „Digitale Nomaden“ zeigen nun schon seit einigen Jahren, dass gute Arbeitsergebnisse nicht an fixe Besprechungen, persönliche Treffen oder ein klassisches Büro gebunden sind.
Im Grunde klingt es wie ein schöner Traum: Man arbeitet, wo man will, wann und wie lange man will, und am Ende zählt neben dem qualitativen Ergebnis des eigenen Tuns nur das Einhalten von Deadlines. Ob am Strand von Mallorca oder in den Schweizer Bergen, in Manhattan oder Shanghai: Telefonisch erreichbar sollte man sein, und zumindest alle paar Tage Zugang zu einer stabilen Internetverbindung haben.
Ein digitales Nomadendasein zu fristen kann für Menschen, die im Idealfall jung, familiär unabhängig und reisefreudig sind, das Abenteuer ihres Lebens sein. In der Regel sind diese Menschen auf selbständiger Basis tätig, wahrscheinlich bedienen sie auch mehrere verschiedene Auftraggeber.
Die beruflichen Möglichkeiten liegen v.a. im medial-kreativen Bereich: schreiben, fotografieren, filmen, zeichnen, designen, programmieren usw. Aber auch Beratungsleistungen müssen nicht zwingend im persönlichen Aufeinandertreffen erfolgen, sondern können u.a. per E-Mail oder via Skype bzw. Video-Konferenz erbracht werden. Das tatsächliche Aufeinandertreffen mit Beratungskunden kann freilich zusätzlich erfolgen; was die Reisetätigkeit – und damit das Nomadentum – natürlich verstärkt, während parallel dazu schon die nächsten Kundentermine auf der ganzen Welt geplant werden können.
Versicherungsfragen
Im Prinzip könnte man verschiedene Berufe auch im Angestelltenverhältnis mehr oder weniger „nomadenhaft“ ausüben: als Journalist, als Unternehmens-Bloggerin, als Layouter, als Steuerberaterin. Dagegen sprechen vor allem arbeitsrechtliche Bedenken – z.B. die Arbeits- und Ruhezeiten betreffend –, aber auch die Frage der Kranken- und Unfallversicherung: Wer zahlt, wenn ein angestellter Grafiker nach einem Surf-Unfall im Krankenhaus liegt? War es ein Arbeitsunfall – weil der Strand der gewohnte Arbeitsplatz ist, und nach dem Surf-Trip eine weitere Arbeits-Session geplant war?
Zumindest, was die Ausrüstung des „Wanderbüros“ betrifft, ist aber zu erwarten, dass die Hürden weiter sinken: Notebooks werden immer leichter, zugleich übernehmen Smartphones und Apps immer mehr von deren Aufgaben. Kabelloser Internetzugang wird mit der Verbreitung der 5G-Technologie über die nächsten Jahre noch selbstverständlicher werden. Kameras werden günstiger und lösen immer besser auf, erleichtern über zugehörige Smartphone-Apps auch zunehmend den Videoschnitt.
Am Ende bleibt aber jeder für sich selbst das größte Hindernis: Die Frage, ob das Leben eines digitalen Nomaden mit all seinen Chancen und Risiken gewagt werden kann, gilt es ohne Zweifel zu bejahen, wenn das Unterfangen erfolgreich sein soll.