Immer mehr Arbeitnehmer wünschen sich eine Teilzeitstelle. Doch lässt sich diese mit einer Karriere und dem beruflichen Aufstieg vereinen?
Der Teilzeitarbeit haftet ein gewisser Ruf an. Nicht wenige Personaler betrachten sie als eine Art Sammelbecken für Mütter und Hausfrauen. Die berufstätige Mutter ist so etwas wie die klassische Teilzeitarbeiterin. Inzwischen sind es aber nicht mehr nur Mütter, die mit einer Teilzeitstelle Familie und Beruf unter einen Hut bringen möchten. Auch immer mehr Väter wünschen sich eine Reduktion ihrer wöchentlichen Arbeitszeit, um sich verstärkt der Familie zu widmen. Und auch jenseits der Familie gibt es gute Gründe, die für die Teilzeitarbeit sprechen: So gehen viele Teilzeitbeschäftigte einer weiteren Tätigkeit nach oder bauen sich nebenbei eine selbstständige Existenz auf. Auch Fort- und Weiterbildungen sind häufig genannte Gründe für eine reduzierte Arbeitszeit.
– by co2-kommunikation.ch –
Eine häufige Sorge von Teilzeitbeschäftigten ist die, dass sie auf der Stelle treten und als Teilzeitkraft praktisch von einer beruflichen Karriere ausgeschlossen sind. Denn leider ist es bis heute so, dass effektive Arbeit und Erfolg mit dem Umfang der Arbeitszeit verknüpft werden. Aber leisten Teilzeitkräfte tatsächlich weniger als Vollzeitkräfte? Umfragen zeigen, dass Angestellte aufgrund mangelhafter Büroorganisation bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 45 Stunden rund 17 Stunden unproduktiv an ihren Schreibtischen sitzen. Die Frage ist also nicht nur, wie viele Stunden Sie am Arbeitsplatz verbringen, sondern wie Sie diese Zeit nutzen. Teilzeitangestellte haben zwar eine geringere Wochenarbeitszeit, sind aber häufig ausgeruhter sowie motivierter und nutzen die Arbeitszeit dadurch effizienter als ihre Kollegen in Vollzeit. Studien belegen, dass Teilzeitkräfte häufig schlechter bezahlt werden als Vollzeitkräfte. Je geringer das Arbeitspensum, desto schlechter die Bezahlung. Und da Teilzeitarbeit häufig den Zugang zu führenden Positionen erschwert, sind viele Teilzeitarbeiter für ihre Tätigkeit überqualifiziert. Doch lässt sich eine Führungsposition wirklich nicht mit Teilzeitarbeit vereinbaren?
Das Modell Job-Sharing
Derzeit vollzieht sich ein langsamer Wandel im Arbeitsleben. Wurde von Führungskräften lange Zeit erwartet, dass sie eher überdurchschnittlich viel arbeiten, so werden sie heute zunehmend als Mental-Coaches gesehen, die ihre Teams nicht mehr anleiten, sondern motivieren. Wer sich darauf verlassen kann, fähige Wissensarbeiter in seinem Team zu haben, kann diesen in kurzer Zeit die richtigen Impulse für effizientes Arbeiten geben. Auf dem Vormarsch als Arbeitszeitmodell ist das sogenannte Job-Sharing. Hierbei teilen sich zwei Teilzeitkräfte eine Vollzeitstelle. So lassen sich auch Führungsaufgaben in Teilzeit übernehmen. Dringende Voraussetzung hierfür sind eine gute Organisation und Kommunikation insbesondere zwischen den beiden Job-Sharern. Gerade hier ist es möglich, auch in einer Teilzeitanstellung Karriere zu machen: Erfolgreiche Tandems können gemeinsam befördert werden.
Teilzeitarbeit muss keine Sackgasse sein
Teilzeitarbeit muss nicht zwingend den Ausschluss von einer beruflichen Karriere bedeuten. Modelle wie etwa das Job-Sharing bieten Teilzeitkräften die Möglichkeit des beruflichen Aufstiegs. Der Wandel in der Arbeitswelt vollzieht sich recht langsam und die Zahl der Unternehmer, die bereit ist, sich auf Teilzeitkräfte einzulassen ist noch immer recht gering. Aber gerade in Branchen, die unter dem zunehmenden Fachkräftemangel leiden, setzen sich innovative Teilzeitmodelle langsam aber sicher durch.
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