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9 to 5 Job - Kommt nun sein endgültiges Ende?

Veröffentlicht am 04.02.2021
9 to 5 Job - Kommt nun sein endgültiges Ende?
Zum Teil freiwillig, teilweise bedingt durch die Corona-Krise nutzen immer mehr Arbeitnehmer das verlockende Angebot von Homeoffice und flexibler Arbeitszeitgestaltung. Dank dem technologischen Fortschritt können nun zu jedem Zeitpunkt und in jeder Situation E-Mails gecheckt und beantwortet werden, mal eben auf Firmendaten zugegriffen und schnell eine Präsentation fertig gestellt werden. Denn durch die fortschreitende Digitalisierung und moderne Technologien wird das Homeoffice immer standortunabhängiger und ist jederzeit einsatzbereit. Ist die aktuelle Corona-Krise tatsächlich das Ende des 9-to-5-Jobs und welche Vorteile würde dies bringen? 
Wunsch nach Veränderungen ist vorhanden 
Viele Mitarbeiter und Unternehmen wünschen sich mehr Flexibilität im Berufsleben. Vor allem Corona und die damit einhergehenden Massnahmen beweisen, dass dies möglich ist. So könnte die aktuelle Krise sogar als die grösste, wenn auch unfreiwillige, Feldstudie bezeichnet werden, die es zum Thema «Wandel in der Arbeitswelt» gibt. 
 
Dass der Wunsch nach Veränderungen auf beiden Seiten vorhanden ist, zeigt die Studie «Resetting Normal: Defining new era of work» (https://www.adeccogroup.com/research-block/reset-normal/) eines grossen Personaldienstleisters. Für diese international angelegte Studie wurden im Mai 2020 8'000 Personen vom normalen Mitarbeiter bis zur Führungskraft befragt: 
  • 51 % Anwesenheit im Büro und 49 % Homeoffice sind ideal 
  • 69 % sprechen sich für Arbeitsverträge auf ergebnisorientierter anstelle auf stundenorientierter Basis aus
  • 74 % wünschen sich von Führungskräften mehr emotionale Intelligenz (Empathie, Unterstützung)  
  • 69 % setzen nach der Pandemie verstärkt auf digitale Weiterbildung 
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen sehr deutlich einen Trend, der vom 9-to-5-Job in Richtung ergebnisorientiertes Arbeiten führt. Verstärkt wird dies zusätzlich durch den ausdrücklichen Wunsch nach verstärkter digitaler Weiterbildung nach der Pandemie. 
 
Die Unproduktivität des 9-to-5-Jobs 
 Die aktuell in sehr vielen Unternehmen gängige Praxis, die Mitarbeiter dazu zu verpflichten, täglich durchschnittlich acht Stunden im Unternehmen zu verbringen, ist in vielen Fällen eine der unproduktivsten Lösungen. Denn kein Mensch ist in der Lage, über einen so langen Zeitraum durchgehend produktiv zu arbeiten. Verschiedenste Studien belegen, dass sich die Produktivität im 9-to-5-Job mit steigendem Schwierigkeitsgrad des Aufgabenbereichs reduziert. So fand eine britische Studie (https://www.vouchercloud.com/resources/office-worker-productivity) heraus, dass Menschen im Büro durchschnittlich nur drei Stunden produktiv sind. Dies liegt nicht an der Faulheit der Mitarbeiter, sondern an der maximalen Konzentrationsfähigkeit des Menschen auf ein komplexeres Thema. 
 Je höher die kreativen Anforderungen der Tätigkeit sind, umso kürzer ist dieses Zeitfenster. Da die Mitarbeiter jedoch keine Wahl haben, den Arbeitsplatz zu verlassen, sobald ihre ToDos abgearbeitet sind, folgen sie unbewusst Parkinsons Law «Arbeit dehnt sich in genau dem Mass aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht». 
 
Ergebnisorientiertes Arbeiten ist produktiv und motivierend 
Ergebnisorientiertes Arbeiten spart Zeit und ist produktiv. Hat ein Mitarbeiter seine ToDo-Liste vor Augen arbeitet er unter gänzlich anderen Voraussetzungen, als wenn er nur auf die noch verbleibenden Stunden blickt, die er noch abarbeiten muss. Immerhin liegt hinter der erfolgreichen Erledigung der Aufgabe ein positives Versprechen. Dies könnte beispielsweise ein früher Feierabend sein, eine längere Pause für private und erholsame Aktivitäten oder einfach eine offizielle Erholungspause nach einem fordernden kreativen Prozess. Es ist auch nicht problematisch, wenn ein Arbeitstag zwischendurch länger als acht Stunden beansprucht. Denn es ist die Freiwilligkeit, die zusätzlich motiviert und die Konzentrationsfähigkeit fördert. Dass ergebnisorientiertes Arbeiten Regeln und Disziplin voraussetzt, ist unbestritten. Vor allem durch die Intensivierung der Zusammenarbeit in Teams müssen Zeiten der gemeinsamen Erreichbarkeit klar definiert und eingehalten werden. Nur so ist ein optimaler Informationsfluss gewährleistet. 
 
Im reduzierten Umfang wird es den 9-to-5-Job immer geben 
Natürlich ist diese Flexibilität nicht in jedem Berufsfeld realisierbar. Allerdings verschieben sich durch die fortschreitende Digitalisierung und die damit verbundene Automatisierung von Fertigungsprozessen zahlreiche Tätigkeiten von der Produktionshalle in Richtung Prozessüberwachung. Lautet die Leistungsvereinbarung "Aufrechterhaltung der Prozesskette", ist es eventuell irrelevant, von welchem Standort aus die Überwachung und eventuell erforderliche Eingriffe in die Prozesse erfolgen. Dies kann das Büro im Unternehmen genauso sein wie die Sonnenterrasse des Privathauses. Obwohl in diesem Bereich "5 to 9" weiterhin obligatorisch sein wird, erhalten die Mitarbeiter zumindest die Flexibilität bei der Standortauswahl. Dies gilt ebenfalls für den Empfangsbereich eines Unternehmens, sofern dieser noch erforderlich ist oder für die Mitarbeiter von Call-Centern.